ueber zuerich
wenn ich in der vorweihnachtszeit abends unter dem «sternenhimmel» der zürcher bahnhofstrasse entlang gehe, habe ich jedes jahr das gefühl, die luft sei um ein paar grade wärmer, der strassenlärm und die stimmen der vielen passanten ein wenig gedämpft. wie in zuckerwatte eingepackt, oder eben, als ob die bahnhofstrasse eine goldene decke hätte.
pure einbildung, und doch, es fühlt sich jedes jahr genauso an. und nun also zum letzten mal, denn es ist doch so: die neue weihnachtsbeleuchtung, die im nächsten jahr zum ersten mal zum einsatz kommt, kann gar nicht so schön, so schlicht, so zauberhaft sein wie diejenige, die die zürcher seit 1971 jahr für jahr bewundern können. ich habe heute abend einmal gezählt: an einer reihe hängen 12 «goldfäden», an jedem goldfaden hängen 8 lichter. ich hätte jetzt noch die reihen zählen können, vom bahnhofplatz bis hinunter zum see, aber ich weiss, ich hätte mich immer wieder verzählt, wäre in bäume, passanten, schaufenster und im schlimmsten fall noch vors tram gelaufen. wieviele goldfäden es also auch sein mögen, ich finde es wirklich schade, dass sie im januar auf nimmerwiedersehen verschwinden werden.
brigitte - 14. Dez, 23:56
noch vor dem ersten advent, noch bevor der dezember überhaupt begonnen hat, scheint mein bedarf an weihnachtsbummeln in der zürcher innenstadt bereits gedeckt zu sein. und wenn die läden schon heute überfüllt waren mit einkaufsfreudigen und zahlungskräftigen menschen, wie sieht das dann die nächsten 4 samstage aus? ich verstehe auch nicht, wieso die stadt schon ende november voll von samichläusen zu sein scheint. an jeder dritten ecke steht einer und verkauft etwas oder möchte mich zu einer unterschrift für oder gegen eine sache überzeugen. und die gute alte zeit, in der ein samichlaus ausschliesslich rot trug, scheint auch passé. aber ich bin wahrscheinlich ja auch die einzige, die sich vor dem 6. dezember keine mandarinli kauft.
brigitte - 27. Nov, 16:42
ich würde es begrüssen, würde die vbz für diese jahreszeit ein taschentuch-obligatorium für tram- und busfahrgäste einführen. nach dreimaligem nasehochziehen sollte ein sofortiger herauswurf aus dem fahrzeug durch speziell eingesetztes personal erfolgen. dasselbe gälte für einmaliges husten ohne vorgehaltene hand.
die zusätzlichen personalkosten könnte die vbz mit dem verkauf von tempo-taschentüchern kompensieren. und irgendwo findet sich bestimmt auch noch ein grosslager an sars-mundschutzmasken zum schnäppchenpreis. beim kauf einer solchen maske erhielte der vbz-kunde in der ticketeria im gegenzug 10% rabatt auf das monatsabo oder die mehrfahrtenkarte.
so stelle ich mir diesen winter das unterwegssein in den öffentlichen verkehrsmitteln einigermassen erträglich vor. nur so.
es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie mindestens 3 personen mit maximal 5 artikeln im einkaufskorb an der expresskasse anstehen. und niemand an der kasse rechts davon.
brigitte - 27. Okt, 16:47
"ich bin auch schwanger", erzählte die kleine schwarze frau so ganz nebenbei der hochschwangeren kioskverkäuferin und mir, die daneben stand und sich die tägliche ration kaugummi kaufen wollte. "aber ich bin schwanger, ohne mit einem mann sex gehabt zu haben!"
sprachs, verschwand um die hausecke und liess am kiosk zwei staunende frauen zurück.
brigitte - 20. Okt, 21:45
ich mag originalität, abwechslung, fast alles, was mich vom alltagstrott ablenkt, doch es gibt eine sache in dieser stadt, liebe damen und herren gastwirte, die mich eines tages noch wahnsinnig machen wird. ich spreche nicht von den gerichten auf euren speisekarten, ich spreche von den toilettenschildern in euren lokalen.
ich bin euch wirklich dankbar für jedes schild, auf dem ein schlichtes w oder m steht. auf dem klar erkenntlich ein mann oder eine frau abgebildet ist. ja genau, klar erkenntlich! keine kritzeleien eures 3-jährigen nachwuchses oder anderer verkannten genies!
nach jahrelanger erfahrung und einer nicht ganz jugendfreien eselsbrücke kenne ich heute sogar die jeweilige bedeutung der beiden geschlechtersymbole. so weit habt ihr mich schon. und auf alles andere kann ich verzichten. denn wenn ich mal muss, möchte ich vorher nicht minutenlang die bedeutung künstlerischer ergüsse ermitteln müssen, um zu wissen, hinter welcher tür ich zu verschwinden habe.
heute abend beispielsweise starrte ich fassungslos auf einen kaktus und einen kugelschreiber und konnte mir nur mit einem grosseinsatz von phantasie vorstellen, dass der kugelschreiber auch ein lippenstift sein könnte und es sich beim kaktus eventuell um einen rasierpinsel handelt.
mutig öffnete ich die lippenstift-tür und merkte schnell, dass ich richtig lag, an der wand hing nämlich ein blatt papier, auf dem die «werten damen gebeten wurden, keine hygieneartikel in die kloschüssel zu werfen, da dies zu verstopfung oder überschwemmung führen könnte». werte wirte, zum glück stellt ihr uns nicht auch noch das piktografisch dar.
brigitte - 15. Okt, 00:36
es gibt sie tatsächlich noch, die verwegenen zeitgenossen, die während einer fahrt im übervollen tram die verschiedenen klingeltöne ihres handys ausprobieren.
brigitte - 12. Okt, 19:23
heute morgen auf dem weg ins büro bin ich zwei älteren deutschen herren begegnet, beide waren sehr gut gekleidet und wirkten auf mich wie touristen, die sich verlaufen hatten (anders kann ich mir auch nicht erklären, was sie hinter der sihlpost zu suchen hatten). sie fragten mich, ob ich ihnen den weg zum gendarmenmarkt erklären könne. erst dachte ich, ich hätte mich verhört, fragte noch einmal nach, musste dann aber eingestehen, noch nie von diesem markt gehört zu haben und erklärte ihnen wenigstens den weg zurück zur bahnhofstrasse.
dank google weiss ich jetzt, dass es den gendarmenmarkt in berlin, nicht aber in zürich gibt. das beruhigt mich insofern als dass ich nach fast 5 jahren in dieser stadt die verschiedenen märkte kennen sollte, ich frage mich jetzt aber, ob die beiden männer denn wissen, in welcher stadt sie sich gerade aufhalten.
brigitte - 10. Sep, 09:55
dafür, dass es so warm war, dass wir gestern abend am seeufer ein feines essen geniessen konnten, ich heute nachmittag zum vielleicht letzten mal in dieser saison im zürisee schwimmen durfte, und dafür, dass heute abend in unserem garten die wahrscheinlich letzte spontane grillparty in diesem jahr steigen konnte.